MOSKAU, RUSSLAND – FAAC 2014

Die Konferenz «Organisation der Beförderung während der Massenveranstaltungen» unter der Schirmherrschaft der Vereinigung von GUS-Flughäfen. Novotel, Scheremetjewo Moskau 27.–28. November 2014

Wie erfolgt der Check-in der Fluggäste mit elektronischen Tickets? Wie kann man diesen Prozess in einem kleinen Flughafen ohne Infrastruktur in Gang bringen? Welche Gefahr besteht in Bezug auf die Personaldaten der Passagiere und wie kann man sie scützen?  Zafar Kabilov, Regionalleiter im Bereich GUS der Firma Zamar AG beantwortete diese und andere Fragen im Gespräch mit dem Korrespondenten von CNews.

CNews: Erzählen Sie bitte, womit beschäftigt sich Ihr Unternehmen. Welche Lösungen setzen Sie durch und an welchen Märkten sind Sie tätig? Wie entwickelt sich Ihr Geschäft?

Zafar Kabilov: Die Firma Zamar AG mit dem Sitz in der Schweiz spezialisiert sich auf Lösungen zur Automatisierung von Check-in- und Boarding-Prozessen in den Flughäfen. Neben der Software umfasst unser Dienstleistungsangebot auch das «Eisenzubehör» — mobile Check-in-Schalter, Server, Selbstbedienung-Gepäckautomaten.

Der Markt in Tadschikistan ist der Heimatmarkt der Gesellschaft, hier sind wir seit 2007 tätig. Damals erfolgte die Abfertigung vor dem Abflug in allen Flughäfen des Landes manuell. Zamar hat dieses Verfahren erstmal automatisiert. Heute arbeitet Zamar mit allen Fluggesellschaften und Flughäfen in Tadschikistan zusammen. Zuerst benutzten wir fremde Lösungen, aber seit 2009 begannen wir mit der Entwicklung eigener Produkte, weil ausländische Lösungen die Besonderheiten des postsowjetischen Raums nicht berücksichtigten. Zamar arbeitet bereits im Iran, unsere Lösungen werden auch in Kirgisistan getestet, und jetzt steigen wir in den russischen Markt ein. 2013 wurden in Tadschikistan 1,2 Mia. Abreisende von Zamar-Systemen bedient. Ende 2014 erwarten wir einen Anstieg um 40%. Gleichermaßen wächst der Gewinn.

CNews: Worin besteht die Besonderheit der Arbeit in postsowjetischen Staaten?

Zafar Kabilov: Oftmals ist die IT-Infrastruktur von Grund auf neu aufzubauen. Nach dem Zerfall der UdSSR erlebte die Luftfahrtindustrie eine schwere Krise. Viele Regionalflughäfen wurden stillgelegt, und der Fluggaststrom hat sich im Allgemeinen deutlich verringert. Der Flughafen in Minsk hat erst in diesem Jahr die Kennwerte vor 1991 (1,4 Mia. Passagiere) erreicht. Das Wachstum des Flugverkehrs konnte man nur in einigen Großstädten beobachten. Nach dem Zerfall der Union fliegt tatsächlich das ganze Land über Moskau. Meiner Meinung nach kann die Einführung von Informationstechnologien in den Regionen die lokale Situation in der Branche verbessern.

CNews: Wie finden Sie die Ausstattung der russischen Flughäfen mit IT-Lösungen?

Zafar Kabilov: Die Ausstattung der Flughäfen mit den Informationstechnologien befindet sich auf einem extrem niedrigen Niveau. Die Ausnahme — große regionale Zentren, z.B. Moskau, St. Petersburg, Jekaterinburg, Novosibirsk, Wladiwostok und Sotschi, wo vor kurzem entsprechende Maßnahmen durchgeführt wurden. In anderen Städten lässt die Situation viel zu wünschen übrig. Mit unserer Lösung können kleine Flughafenterminals mit einem bzw. zwei Flügen pro Tag wiederbelebt werden. So wurde im Jahr 2013 der Flughafen in Quorghonteppa mit unserer Ausrüstung und Software in Betrieb genommen, der 20 Jahre lang stillgelegt war. Dank den eingeführten Informationstechnologien beträgt die Durchlasskapazität dieses Lufthafens jetzt 5–6 Tausend Menschen pro Monat.

CNews: Das Hauptprodukt, das Sie in Russland präsentiert haben, war eine freie Abfertigungsplattform (FAP). Über welche Funktionen verfügt diese Lösung?

Zafar Kabilov: FAP — das ist eine Software, die an einem Check-in-Schalter installiert wird. Mit dieser Software erfolgt das Einchecken der Fluggäste und die Gepäckabfertigung, sowie das Erstellen von Bordkarten. Die Besonderheit der Lösung besteht darin, dass an einen Schalter verschiedene Services zur Kontrolle elektronischer Tickets (System zur Abflugkontrolle, AKS) angeschlossen werden können. Auf solche Weise sind separate Check-in-Schalter für jede Fluggesellschaft nicht mehr nötig. Solche Option ist besonders hilfreich in kleineren Flughäfen mit mehreren Fluggesellschaften, wo die Gesamtanzahl der Flüge gering ist.

CNews: Mit welchen Lösungen in dieser Klasse müssen Sie im Wettbewerb stehen und was kann FAP im Gegensatz anbieten?

Zafar Kabilov: Neben unserer Plattform gibt es fünf weitere Lösungen, die einen einheitlichen «Adapter» für den Anschluss an die E-Ticket-Dienste der Fluggesellschaften darstellen. Dazu gehören SITA, MUSE, AirIT, RESA und Ultra. In Russland verwenden große Flughäfen das internationale System SITA und kleinere Flughäfen —das französische System RESA. Beide Plattformen übertragen die Daten auf ausländische Server, was angesichts der aktuellen geopolitischen Lage zusätzliche Risiken mit sich bringt. Im Iran wurde zum Beispiel die Fluggesellschaft Mahan Air aus politischen Gründen vom SITA-System abgeschaltet. FAP setzt auf Unabhängigkeit, d.h. alle Daten werden innerhalb des Flughafens gespeichert, das System kann von außen nicht abgeschaltet werden.

Ein zusätzlicher Vorteil besteht darin, dass die Zamar-Plattform an keinen bestimmten Gerätetyp gebunden ist, so dass beim Übergang auf die FAP keine neuen Geräte erforderlich sind. Darüber hinaus gibt es keine Einschränkungen bei der Installation zusätzlicher Services, die der Flughafen nach eigenem Ermessen nutzen kann. Man kann zum Beispiel eine Plattform mit Selbstbedienung-Schaltern für automatische Registrierung integrieren.

Ein weiteres Know-how ist das autonome Reservesystem (ARS). Mit diesem Modul kann das Einchecken der Fluggäste durchgeführt bzw. fortgesetzt werden, wenn keine Verbindung zwischen dem Flughafen und dem AKS-Server besteht (beim Ausfall der Internetverbindung). Zur Zeit funktioniert das Modul nur mit AKS NIKA, kann aber in jedes System zur Abflugkontrolle integriert werden.

CNews: Zu den angekündigten Vorteilen von FAP gehört die Einhaltung der Gesetze über personenbezogene Daten. Erzählen Sie bitte, was hier gemeint ist.

Zafar Kabilov: Historisch bedingt gehören zum Standard für die Kommunikation zwischen den Informationssystemen einer Fluggesellschaft und eines Flughafens ausländische Technologien SITA Link und SITA Express, die Daten in verschlüsselter Form übertragen. Wenn sogar beide Teilnehmer die Daten lokal in Russland speichern, erfolgt der Informationsaustausch unter Teilnahme einer Drittperson. Wir schlagen vor, auf solche Art der Übermittlung zu verzichten. Auf Anfrage des Kunden können wir die Datenübergabe via E-Mail organisieren. Darüber hinaus können unsere Fachleute einen beliebigen verschlüsselten Kommunikationskanal erstellen.

CNews: Welche Schwierigkeiten entstehen beim Übergang auf die Plattform FAP?

Zafar Kabilov: Technisch ist es ganz einfach. Da wir mit allen Typen der Ausrüstung arbeiten, muss man nur die Software installieren und konfigurieren.  Die Einrichtung eines Arbeitsplatzes dauert 30 Minuten, d.h. für die Installation eines Abfertigungssystems mit zehn Check-in-Schaltern benötigt man nur acht Stunden. Diese Arbeiten bezahlt der Kunde nicht, er übernimmt nur die Reisekosten der Fachleute. Heute sind wir bereit, die Software für 30 Tage kostenlos zu installieren.

CNews: Wenn der Flughafen keine eigene Ausrüstung hat, können Sie in diesem Fall etwas anbieten?

Zafar Kabilov: Ja, für solche Fälle passt unsere Lösung «Mobiler Flughafen». Sie besteht aus zwei Modulen. Es ist ein mobiler Check-in-Schalter, d.h. ein Gehäuse mit einem eingebauten Computer mit autonomer Stromversorgung und mit einer Plattform FAP und ein Drucker zum Ausdrucken von Bordkarten. Solchen Check-in-Schalter kann man in wenigen Minuten sogar im freien Feld aufbauen. Das zweite Modul ist für die Prüfung von Passagierlisten geeignet. Das ist auch ein tragbares Gehäuse mit einem eingebauten Computer mit autonomer Stromversorgung, einer Plattform FAP und einem Scanner zur Kontrolle der Bordkarten. Die Mindestliefermenge — ein Modul für die Abfertigung und ein Modul für Boarding, der Preis beträgt in diesem Fall i500 Tausend. Bei Standardausstattung sind es vier Check-in-Schalter, zwei Flugsteige, ein Server und zwei Selbstbedienung-Schalter. Sein Startpreis beginnt ab i6 Mio. Wir können auch individuelle Ausstattung unter Berücksichtigung der Bedürfnisse eines bestimmten Flughafens anbieten.

CNews: Wäre es richtig zu sagen, dass es eine Nischenlösung für kleinere Flughäfen ist?

Zafar Kabilov: Selbstverständlich passt sie für lokale Luftknotenpunkte. Man braucht keinen stationären Schalter, der zukünftig bedient und bewacht werden muss. Das System passt sowohl für die grössten, als auch für kleinere Flughäfen. In der Unternehmenspolitik fehlt der Begriff «Größe eines Flughafens». Unsere Lösung funktioniert, wenn am Flughafen sogar ein Flug pro Tag unternommen wird.

Lokale Flughäfen — das ist nur ein von mehreren Bereichen, wo eine mobile Lösung eingesetzt werden kann. Darüber hinaus kann sie bei der Abfertigung der Fluggäste in VIP-Lounges verwendet werden. Noch eine Möglichkeit — Ferngesteuerter Check-in der Fluggäste an ihrem Standort. So kann zum Beispiel eine Sportmannschaft direkt im Hotel einchecken. Die Lösung «mobiler Flughafen» kann auch genutzt werden, um die Hauptinfrastruktur des Flughafens im Notfall zu reservieren.

CNews: Gibt es ähnliche Konkurrenzprodukte?

Zafar Kabilov: In der Welt gibt es mehrere Lösungen für einen mobilen Check-in. Bei der Firma Swiss können die Erste-Klasse-Reisenden zu Hause oder im Büro einchecken. Solche Lösungen sind in Russland noch nicht verfügbar. Und mobiler Flugsteig ( Drehsperre) ist unser Know-how.

CNews: Was können Sie den Fluggästen neben dem mobilen Check-in anbieten?

Zafar Kabilov: In allen Systemen, darunter in AKS NIKA, kann man heute den Sitz im Flugzeug wählen. Der Vorteil unserer Lösung besteht darin, dass wir zusätzliche Informationen über die Nachbarn im Flugzeug bereitstellen können. Natürlich werden die Passangaben der Nachbarn nicht veröffentlicht, aber Sie können erfahren, ob Ihr Nachbar ein Mann bzw. eine Frau, ein Erwachsener (ab 12 Jahren) oder ein Passagier mit einem kleinen Kind ist.

Da unser System autonom funktioniert, spielt hier die Internetverbindung keine Rolle. Auf solche Weise ist mögliche Flugverspätung wegen des Kommunikationsausfalls ausgeschlossen.

Noch eine Lösung, die die Fluggäste hoch einschätzen, ist Online-Check-in über die Webseite des Flughafens. Zur Zeit erfolgt der Online-Check-in über die Webseiten von Fluggesellschaften.

Wir haben auch das Verfahren zum Erhalt einer Bordkarte an den Selbstbedienung-Schaltern vereinfacht. Jetzt braucht der Reisepass nicht mehr gescannt zu werden; es sind zum Einchecken nur die Buchungsnummer und der Nachname einzugeben.

Alle Systeme, die die Fluggäste benutzen werden (Online-Check-in und Selbstbedienung-Schalter), sind mehrsprachig. In unserem System können alle Sprachen installiert werden, was in solchem mehrsprachigen Land wie Russland besonders wertvoll ist.

CNews: Ist es Ihnen bereits gelungen, die Verträge in Russland abzuschließen?

Zafar Kabilov: Es ist zu früh darüber zu sprechen. Wir haben eben die Lösung in der Russischen Föderation präsentiert.

CNews: An welchen Produkten arbeiten Sie momentan und haben Sie vor, sie in Zukunft zu präsentieren?

Zafar Kabilov: Erstens ist es ein Abfertigungssystem, basierend auf der funkelektronischen Erkennung (RFID). Zweitens entwickelt Zamar speziell für Russland ein Buchungssystem für elektronische Tickets.

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